Die Überlieferung

Die Anfänge des Taijiquan liegen im Dunkeln. Nach einer Version sollen dem daoistischen Mönch Zhang Sanfeng 張三丰 aus der Song-Zeit (960-1279) die Prinzipien des Taijiquan im Traum geoffenbart worden sein; nach einer anderen Version durch eine Naturbeobachtung, als er den Kampf einer Schlange gegen einen Kranich verfolgte. Wieder andere Theorien wollen den Ursprung in der Ming- (1368-1644) oder auch der Tang-Zeit (618-907) festmachen. Historisch greifbar wird Taijiquan erst im 19. Jahrhundert. In ihm nimmt auch der Yang-Stil seinen Anfang.

 

Yang Luchan 楊露禪

Yang Luchan 楊露禪 (1799-1872) ist der Gründer des Yang-Stils. Er kam aus ärmlichen Verhältnissen und verdingte sich (nach einer von mehreren Versionen) in früher Jugend als Hilfskraft in dem Dorf Chenjiagou. Dort erlernte er den Kampfkunststil der Familie Chen, den er weiter entwickelte. Später ging er in die Hauptstadt Peking, wo er am Kaiserhof unterrichtete und sich den Beinamen „der Unbesiegbare“ erwarb. Yang Luchan hatte zwei Söhne, die es ebenfalls zur Meisterschaft im Taijiquan brachten und die Kunst weitergaben:
 

Yang Banhou 楊班候 (1837-1892)
Yang Banhou 楊班候 (1837-1892)
Yang Jianhou 楊健侯 (1839-1917)
Yang Jianhou 楊健侯 (1839-1917)

Yang Chengfu 楊澄甫

Yang Chengfu 楊澄甫 (1883-1936), Sohn von Yang Jianhou und somit Enkel des Stilgründers, machte Taijiquan in China bekannt, wo es erst seit der Revolution von 1911 die Möglichkeit gab in der Öffentlichkeit zu unterrichten. Yang Chengfu war ein gewaltiger Kämpfer, der aber vor allem die gesundheitsfördernde Wirkung des Taijiquan betonte. Die meisten der heute weltweit verbreiteten Varianten des Yang-Stils gehen auf seine Lehrtätigkeit zurück.
 

Zheng Manqing 鄭曼青

Zheng Manqing 鄭曼青 (1900-1975) wurde der „Meister der fünf Vortrefflichkeiten“ genannt. Schon in jungen Jahren hatte er sich einen Namen als Maler, Kalligraph, Dichter und Arzt gemacht. Am höchsten schätzte er jedoch die fünfte Kunst, die er beherrschte: das Taijiquan. Als Schüler von Yang Chengfu hat er den Stil der Yang-Familie weitergegeben, dem er durch die von ihm entwickelte Kurzform und die Betonung der Sanftheit ein eigenes Gepräge gab. Nach dem chinesischen Bürgerkrieg ging er nach Taiwan, später in die USA. Sein Wirken wurde und wird durch eine Reihe hervorragender Schüler fortgesetzt, die sein Erbe in China, Taiwan, Südostasien und der westlichen Welt verbreitet haben.
 

Ke Qihua 柯啟華

Ke Qihua 柯啟華 (1921-2001) wurde in Kanton geboren und ging nach dem chinesischen Bürgerkrieg nach Taiwan. Er gehörte zum inneren Kreis der Schüler von Zheng Manqing und war von 1999 bis zu seinem Tod Vorsitzender der Zheng Manqing Forschungsgesellschaft (Zhengzi taijiquan yanjiuhui). Er unterrichtete Yang-Stil-Taijiquan nach den Prinzipien, die ihm sein Lehrer vermittelt hatte. Sein Unterricht war offen für alle, die Taiji lernen wollten. Seine Form war vollkommen locker und entspannt, sein Tuishou ohne jede Gewalt. Er hatte die Sanftheit, die Zheng Manqing als die Essenz des Taiji verstand, verinnerlicht und in seiner Persönlichkeit kultiviert. Er hatte ein offenes Herz, war großmütig und bescheiden. Er war ein wahrer Meister.